Gegen die von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder ins Spiel gebrachte Impfpflicht für Mitarbeitende in der Pflege hat sich die Diakonie Bayern ausgesprochen. „Zwang ist hier nicht das Mittel der Wahl - es sollte vielmehr das Prinzip ‚Fördern statt Fordern‘ gelten“, so Sandra Schuhmann, zuständige Vorständin der Diakonie Bayern in Nürnberg.
Sie teile zwar Söders Beobachtung, dass die Impfbereitschaft der Pflegemitarbeitenden geringer sei als es ihrer Rolle in der Pandemie zukomme. Ihnen aber „Verweigerung“ vorzuwerfen, wie Söder dies tue, sei nicht hilfreich. „Die Gründe für die Zurückhaltung unter den Pflegekräften sind vielfältig und es geht dabei nicht nur um die Skepsis gegenüber dem Impfstoff.“ Viele fühlten sich längst nicht mehr als „Coronahelden“, sondern zunehmend mit den Folgen der Pandemie alleingelassen. „Von der Anerkennung aus der ersten Pandemie-Welle ist kaum noch etwas zu spüren, trotz vieler Ankündigungen haben sich die Arbeitsverhältnisse in der Pflege bis heute nicht verbessert - im Gegenteil.“
Die Folge: Im Pflegealltag, der durch die Pandemie zudem besonders belastet sei, fehle es oftmals schlicht an der Zeit, sich mit dem Impfstoff, seiner Wirkung und seinen Effekten auseinanderzusetzen. „Die Kolleginnen und Kollegen sind sich ihrer besonderen Verantwortung in der Pandemie sehr wohl bewusst.“ Sie hätten aber, so Schuhmann, die gleichen Fragen bezüglich der Impfung wie andere Menschen auch - „und auch die Mitarbeitenden in der Pflege verdienen, dass man ihre Fragen ernst nimmt, und nicht mit Vorwürfen reagiert. Mit anderen Worten: Wir müssen überzeugen und nicht zwingen.“
Nach Auffassung der Diakonie Bayern sei eine Impflicht für eine bestimmte Berufsgruppe auch nicht so einfach durchzusetzen. „Damit diese arbeitsrechtlich überhaupt möglich ist, muss die entsprechende gesetzliche Grundlage, etwa in Form einer neuen Infektionsschutzverordnung, geschaffen werden.“
Schuhmann warnte außerdem davor, eine Berufsgruppe zur Impfung gegen ihren Willen zu verpflichten, in der großer Personalmangel herrsche. „Ich höre auch Stimmen, die sagen: Wenn man mich zur Impfung zwingt, bin ich weg.“ Auch aus diesem Grund verbiete sich eine Impfpflicht. Es müsse es vielmehr darum gehen, die Mitarbeitenden in der Pflege von der Impfung zu überzeugen. Sie verwies in diesem Zusammenhang auf die verbandsinterne Impfkampagne der Diakonie Deutschland. „Die Diakonie wirbt bei ihren Mitarbeitenden für die Impfung, und leistet hier intensive Überzeugungsarbeit. Nur dieser Weg führt zu einer Steigerung der Impfbereitschaft.“
Nach der Caritas ist die Diakonie Bayern der zweitgrößte Verband der freien Wohlfahrt im Freistaat, zu ihr gehören unter anderem über 200 Einrichtungen der stationären Altenhilfe mit mehr als 16000 Plätzen sowie über 230 ambulante Dienste, in denen mehr als 10000 Menschen arbeiten. Insgesamt beschäftigt die Diakonie mehr als 90.000 Menschen in allen Bereichen der sozialen Arbeit.
Keine Impfpflicht für Pflegemitarbeitende
Wie die bayerische Diakonie, lehnen auch wir einen Zwang zur Impfung von Mitarbeitenden in der Pflege entschieden ab. „Überzeugung statt Zwang“ heißt es in einer Pressemitteilung der Diakonie Bayern, die wir hier abdrucken: