22Dez

„Corona auch dieses Jahr großes Thema“

Anders als sonst ist die kleine Getränkeecke im Foyer des Johann-Hinrich-Wichern-Hauses verwaist, niemand liest Zeitung oder winkt zur Begrüßung. Stattdessen…

Anders als sonst ist die kleine Getränkeecke im Foyer des Johann-Hinrich-Wichern-Hauses verwaist, niemand liest Zeitung oder winkt zur Begrüßung. Stattdessen wird den wenigen Besuchern, die das sozialtherapeutische Wohnheim betreten dürfen, die Temperatur gemessen und sie werden nach Symptomen befragt.

„Das müssen wir machen“, erklärt Daniela Büchold, „um unsere Bewohner bestmöglich zu schützen.“ „Bisher“, schiebt die neue Leiterin erleichtert nach, „ist uns das gut gelungen, wir hatten noch keinen einzigen positiven Fall im Wichern-Haus.“ Nach dem altersbedingten Ausscheiden des langjährigen Leiters hat Büchold im Sommer die Leitung des Heims und der gesamten Abteilung betreuter Wohnformen bei der Diakonie Regensburg übernommen. Zu diesen gehören auch die Therapeutischen Wohngemeinschaften (TWG) und das Ambulant unterstützte Wohnen (AUW), wo Menschen mit einer psychischen Erkrankung unterschiedlich stark betreut und in ihrer Lebensführung unterstützt werden. Die drei Abteilungen, die bisher schon zusammengearbeitet haben, „unter ein Dach zu kriegen“ sieht die neue Leiterin deshalb als eine wichtige Aufgabe.

Der erweiterte Bereich mit der neuen Struktur komme „unmittelbar den Klienten zugute“, ist Büchold überzeugt. Statt drei, wie bisher, reiche „künftig ein gemeinsames Vorgespräch“ um herauszufinden welche Wohnform für einen Bewerber am besten geeignet ist. „Viele Klienten, die nach einem Klinikaufenthalt zu uns kommen“, beschreibt Büchold die Situation, würden „die Unterschiede nicht kennen“ und gleich ins Wohnheim wollen. Damit würden „viele Schritte übersprungen“, verweist die Sozialpädagogin auf die weiteren Wohnformen. „Wenn ein Bewerber für einen Heimplatz nachts keine Betreuung benötigt“ und gern in einer Gemeinschaft lebe, dem würde die Aufnahme in die Wohngemeinschaft empfohlen, „die ist für diesen Menschen vermutlich viel besser geeignet“.

Noch weniger Betreuung bietet das AUW. Sieben Mitarbeitende begleiten und unterstützen in dieser Abteilung psychisch kranke Menschen, die alleine wohnen in Alltagsdingen oder bei Arzt- und Behördenbesuchen. Nur wer sich „nach einem längeren Klinikaufenthalt oder im Zuge einer fortschreitenden Chronifizierung der psychischen Erkrankung“ nicht mehr in der Lage sehe selbständig zu leben, für den komme „das Wohnheim in Betracht“, verweist Büchold auf die 24-Stunden-Betreuung im Wichern-Haus.

Unter Coronabedingungen ist diese nicht einfacher geworden. Aufgrund geltender Hygieneregeln dürfen die einzelnen Gruppen im Haus nur noch getrennt in den Werkstätten arbeiten. Freizeitgestaltungen finden in der Regel im Einzelkontakt und unter strengen Auflagen statt, Feiern und Feste sind komplett abgesagt. „Unser Bewohner ziehen da zum Glück voll mit“, zeigt sich Büchold zufrieden mit der Akzeptanz, „viele sind aber auch traurig, weil nichts mehr gemeinsam gemacht werden kann“. Auch Weihnachten wurde nur jeweils in der eigenen kleinen Gruppe gefeiert.

Erleichtert ist die Leiterin über die neue Testverordnung, die Schnelltests vorsieht. „Das wird ganz viel Unsicherheit wegnehmen“, ist sie überzeugt, denn im Fall einer positiven Testung könne man einzelne Bewohner oder Mitarbeiter „schnell separieren und unter Quarantäne stellen“. Vereinzelt ist das bereits geschehen, wenn Verdachtsfälle innerhalb der Familie eines Mitarbeitenden aufgetreten waren. „Corona wird uns noch lange begleiten“, prophezeit sie, „und trotz Impfung auch dieses Jahr ein großes Thema bleiben“.

Ein Thema, welches Büchold von ihrem Vorgänger Peter Rummel geerbt hat, ist der seit Längerem geplante Neubau eines neuen Wohnheims für psychisch kranke Menschen im Alter. „In diesem Jahr“, schätzt die 32-Jährige, „kann sich hier endlich etwas entwickeln“. Ob mit oder ohne die Evangelische Wohltätigkeitsstiftung, die als Bauträger fungieren sollte, könne sie nicht sagen.

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